1. Individualisiertes Lernen
In der Primarstufe wird in allen Klassen seit vielen Jahren nach Prinzipien des Individualisierten Unterrichts gearbeitet. Die folgenden Punkte sind dabei für uns besonders wichtig. Jedes Kind muss die Möglichkeit haben:
- in seinem eigenen Tempo zu lernen, d.h. den zeitlichen Rahmen in bestimmten Grenzen selbst zu setzen.
- zu wählen, was es wann lernen möchte bzw. kann, d.h. den inhaltlichen Rahmen in bestimmten Grenzen selbst zu wählen.
- selbst herauszufinden, wie es am besten lernt, d.h. zwischen unterschiedlichen Lernangeboten frei zu wählen.
Doch auch das Lernen in der Gemeinschaft ist wichtig. Dafür dienen insbesondere auch die unterschiedlichen Gesprächskreise. In unterschiedlichen Gesprächskreisen erlernen die Schülerinnen und Schüler das Zuhören und Aufeinander-Eingehen, aber auch die Leitung von Gesprächsrunden. Weiterhin dienen Gesprächskreise als wesentliche Grundlage für das Lernen demokratischen Handelns und die Entwicklung einer umfangreichen Feedback-Kultur, aber auch als geeignetes Übungsfeld zur Erweiterung der Sprachkompetenz und zum Entwickeln, Vertreten, Begründen von Meinungen. Die von den Schülerinnen und Schülern selbstständig geleiteten Morgen- bzw. Schlusskreise finden im Allgemeinen täglich statt und bieten den Kindern die Gelegenheit von dem zu erzählen, was sie beschäftigt bzw. ihre Arbeitsergebnisse vorzustellen.
Der wöchentliche Klassenrat bietet den Rahmen, um u.a. Konflikte und Anliegen – einzelne Kinder oder die Klasse betreffend – gemeinsam in der Diskussion zu klären. Themenkreise finden je nach Bedarf statt und dienen der mündlichen Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema.
Unser wichtigstes Anliegen ist jedoch, in der Schule Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich ein Kind zu einer selbstbewussten und sozialen Persönlichkeit entwickeln kann. Dabei soll sich das Kind mit Freude und Zuversicht neuen Aufgaben und Anforderungen stellen und eigene Stärken und Schwächen einordnen können. Dadurch lernt es, eigene Interessen zu entwickeln, zu vertreten und zu verfolgen, aber ebenso die Interessen und Fähigkeiten der anderen Schülerinnen und Schüler zu akzeptieren und sie als Bereicherung wahrzunehmen. Das Kind lernt Misserfolge und Irrtümer als einen notwendigen Schritt zu Lösungen und Erfolgen zu nutzen.
2. Arbeitszeit und Planungsheft
Um den Schülerinnen und Schülern selbstständiges, individuelles Lernen im eigenen Tempo zu ermöglichen, haben wir uns vom üblichen Stundenplan mit der Einteilung der Fächer in 45-Minutentakte gelöst. In der sogenannten „Arbeitszeit“ arbeiten die Kinder in längeren Zeiteinheiten an individuell festgelegten Vorhaben. Dazu nutzen sie ihr Planungsheft, in dem kompetenzorientierte Aufgabenübersichten für einzelne Fächer und Arbeitsbereiche enthalten sind. Individualisiertes Unterrichtsmaterial ermöglicht es, jedes Kind gemäß seiner Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten angemessen zu fördern und zu fordern. So gelingt es, strukturiertes Lernen zu ermöglichen und dabei das individuelle Lerntempo, das Interesse und das Vorwissen sowie den Zugang jedes Kindes zu bestimmten Unterrichtsinhalten in angemessener Weise zu berücksichtigen. Diese Arbeitszeit unterscheidet sich von den Stunden, in denen alle gemeinsam an einem Thema arbeiten, wie z.B. in Kunst, Musik oder Sport sowie in Mathe- oder Deutsch-Gesprächskreisen.
Zur Stärkung von Verantwortung sowie zur Kompetenz- und Aufgabendelegation werden unterschiedliche Materialien oder ein überschaubarer Abschnitt eines Lernbereichs im Chefsystem von Schülerinnen und Schülern betreut. Chefs werden von Lehrkräften in den Bereich eingeführt und somit kompetent gemacht. Sie sind in diesem Bereich Experte und erklären, beraten und kontrollieren je nach ihren individuellen Fähigkeiten andere Schülerinnen und Schüler. Jede Schülerin oder Schüler soll möglichst mindestens eine Chefaufgabe übernehmen.
3. Projektorientiertes Lernen und Werkstätten
Besonders im Sachunterricht gibt es regelmäßig Phasen, in denen über mehrere Wochen schwerpunktartig an einem Projektthema, das auch in Form von Werkstätten organisiert sein kann, fächerverbindend gearbeitet wird. Das Projektorientierte Lernen knüpft in seinen Themen und Lerngegenständen an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an. Im Mittelpunkt steht eine Frage/ein Problem aus dem Leben, das die Schülerinnen und Schüler für sich entdecken und bearbeiten können. Eigene Fragen bilden dabei den Zugang zum Thema und motivieren die Schülerinnen und Schüler, an diesen Fragen entlang ihren Lernweg zu gestalten. Sie arbeiten verantwortlich mit an der Organisation des Prozesses: Was muss ich tun, damit am Ende meine Frage beantwortet ist? Das Projektthema ist im Kern an das Fach Sachunterricht angelehnt, überschreitet aber auch Fächergrenzen und kann Bestandteile aller Fächer enthalten.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten ihr Thema mit „Kopf, Herz und Hand“. Dabei sollen viele Sinne angesprochen und viele Lernzugänge möglich gemacht werden. Beispielsweise wird die außerschulische Erfahrung im Jahrgangsprojekt „3 Tage raus“ zentral in den Mittelpunkt gestellt und ein Projekt an einem anderen Lernort für 3 Tage durchgeführt: JG 1 „Elbe“, JG 2 „Wald“, JG 3 „Bauernhof/Kiekeberg“, JG 4 „Zirkus“ (Stand Mai 2017).
Damit die Kinder zunehmend befähigt werden, ihre Arbeit systematisch zu organisieren und eigenständig zu gestalten, aber auch miteinander zu arbeiten, legen wir besonderen Wert auf die Aneignung von Arbeitstechniken und Kompetenzen des projektorientierten Lernens. Dazu gehört u.a. die Ordnung der eigenen Arbeitsmaterialien, Regeln der Kommunikation, Gesprächsführung in altersangemessener Form, die Gruppenarbeit, einen Arbeitsplan/Zeitplan erstellen, die Informationsentnahme aus Texten, das Halten von Vorträgen und die selbstständige Durchführung von Experimenten, ein Produkt erstellen und präsentieren sowie den Lernweg reflektieren.